Es ist soweit, wir sind seit Dienstag 1. Mai 2018, 04.30 unterwegs!

 

Reisetage:                 50 Tage                                Gesamtstrecke:      6.126 km

 

Ü - Campingplatz           9 Nächte

Ü - "Irgendwo"               41 Nächte                              Gefahrene km/Tag:       122


1. Etappe:

Halifax - Neufundland - Labrador (1. Mai bis 20. Juni)

1. Mai 2018

Sören und Carolin haben uns zum Flughafen nach Frankfurt gefahren. Von hier sind wir um 7.00 über London nach Halifax geflogen.

Unsere geplante / gefahrenen Route:

Nach der Landung, um 14.00 Ortszeit, haben wir erst geklärt wo wir Elli in Empfang nehmen können. Die hatte ich schon tags zuvor in Frankfurt bei PETAIR abgegeben, und sie sollte um 18.40 in Halifax ankommen. Nachdem wir unseren Mietwagen abgeholt hatten sind erstmal ins Hotel gefahren.

 

Gegen Abend ging es wieder zum Flughafen in den Cargo-Bereich, um die Papiere von Elli zu holen. Damit gings zum Zoll zurück in den Ankunftsbereich. Dort bekam ich, nach Zahlung von 45$, einer Wartezeit und div. Gesprächen mit den Beamten über unseren tollen Hund bzw. unsere Reise, div. Stempel und konnte damit wieder in den Cargo-B-bereich fahren, um dort endlich Elli in Empfang zu nehmen.

 

Die Freude beim Wiedersehen war natürlich riesig. Das gilt für Sabine und mich ebenso wie für Elli. Sie hatte die komplette Zeit in der Box verbracht. Außer Wasser hat sie sicher nichts bekommen…

 

Am nächsten Morgen sind wir zum Spediteur, haben da wieder einige Stempel und Papiere bekommen, von da zum Zoll, wieder einige Stempel und dann bekamen wir das entscheidende Dokument, welches zur Abholung im Hafen berechtigt.

 

 

 

Am Hafen war die Abwicklung ganz easy: Papiere zeigen, Warnweste anziehen und dann wurde ich zum Fahrzeug gefahren…

Hier standen div. Womos herum, vom 3-Achser MAN über unseres, 2 kleinere MAN's, ein WOELKE und ein Landcruser mit Gelände-anhänger... Um nur einige zu nennen. Sie waren alle auf der Atlantic Star. Einige werden wir sicher auf der Piste wiedersehen...

 

Eine kurze Kontrolle außen herum, es war alles ok. Ich konnte das Hafengelände nach 20 min verlassen und zu Sabine auf den Parkplatz fahren, von wo sie unser WoMo und mich schon die ganze Zeit beobachten konnte.

 

Wir haben dann unser mitgebrachtes Gepäck, mit den „vergessenen“ Sachen vom Mietwagen ins WoMo verladen und sind zur Vermietstation am Flughafen gefahren um das Auto abzugeben.

 

Den Rest des Tages haben wir mit Einkaufen, Tanken und der Suche nach einer Gastankstelle verbracht. An diesem Nachmittag haben wir schon mehrfach festgestellt, dass die Bevölkerung hier sehr freundlich und hilfsbereit ist. Unser Gasproblem haben 2 Kanadier parallel mit div. Anrufen lösen können. Jetzt fehlt nur noch Add-Blue… und dann steht uns nichts mehr im Weg.

 

Nach einer ruhigen Nacht „irgendwo“ sind wir am nächsten Tag natürlich nach Musquodoboit Harbour gefahren. Hier leben Klaus, Sabines Cousin, und Sharon. Allerdings sind die beiden momentan in Bremen bei seiner Mutter… Der Nachbar hat uns empfangen. Er lud uns sofort zu Kaffe und Wein ein, was wir aber ablehnten, denn wir brauchten „nur“ 300 Liter Frischwasser. Nachdem der Wassertank gefüllt war sind wir nach einer guten Stunde weiter gefahren, um in der Nähe, an einem 7 km langen Strand, den Rest des Tages und die Nacht zu verbringen.

 

7. May

Die ersten Tage haben wir es genossen an einsamen Plätzen zu stehen und zu übernachten. Die Straßen direkt an der Ostküste entlang sind in einem sehr üblen Zustand. Es war stellenweise nicht möglich mehr als 30 km/h auf der geteerten Straße zu fahren. Die Reduzierung des Reifendruckes auf 7,5 bar hat dann doch etwas mehr Fahrkomfort gebracht.

Auf Cape Breton sind die Straßen deutlich besser. In einem kleinen Hafen, mitten im Nirgendwo, haben wir heute 2 Lobster von einem Fischer geschenkt bekommen. Die wurden natürlich sofort gekocht und verspeist...

13. Mai

 

In Inverness haben wir vor ein paar Tagen Sepp, einen sehr netten Schweizer, kennengelernt. Er ist mit seinem WOELKE- Autark auf einem Sprinter in Nordamerika unterwegs. Auf seiner Homepage www.sepp-on-tour.ch könnt Ihr mehr über ihn lesen. Wir haben viel gelacht und einen schönen Abend zusammen verbracht. Er geht täglich wandern, fischt bei jeder Gelegenheit und hat uns schon Bilder mit Elchen, Hirschen und Birkhühnern gezeigt. Mittlerweile sind wir uns schon wieder begegnet... und werden uns sicherlich auf dem Weg nach Alaske wieder sehen, da er Neufundland ausläßt.

 

In Margree Habor haben wir morgens um 6 Uhr die erste Ausfahrt aller Lobsterboote (50-60 Stück) für diese Saison erlebt. Rund im Cape Breton geht z.Z die Lobsterfangsaison los. Jeder Hafen hat sein festes Startdatum von der Fischereibehörde bekommen. Weiter im Norden sind die Fischer noch beim Beladen der Boote mit den Fangkörben. Ausgelegt werden die Reusen ca. 2-8 km um die Küste herum.

Auf dem Weg nach Cape North, dem nördlichste Punkt von Nova Scotia, haben wir den gesamten Cabot Trail befahren. Die Küstenstraße ist im oberen Abschnitt sehr beeindruckend. Es gibt viele kleinen Hafenstädte mit Lobsterbooten und regem Betrieb während der kurzen Fangsaison von Mai und Juni...

Unterwegs haben wir immer wieder kleine Wanderparkplätze gesehen, von denen Trails in die Naturparks oder Aussichtspunkten an der Küste oder im Landesinneren führen.

Von Sydney aus sind wir dann, bei relativ ruhigem Wetter, 6 Stunden mit der Fähre nach Neufundland übergesetzt. Hier fahren wir nun auf dem TCH (Trans Canada Highway) über Twillingate und Bonavista nach St. Johns, der Hauptstadt der Insel. Nebenstraßen gibt es hier kaum, und wenn, dann enden sie abrupt im Nirgendwo.

Das Klima ist rau: 3 Grad am Tag bei starkem Wind und Frost in der Nacht. Die Bewohner sagen, dass der Frühling dieses Jahr 2-3 Wochen Verspätung hat... Aber es ist bisher durchweg sonnig.

19. Mai 2018

 

Die Straßen in Neufundland sind auch nicht besser als in Nova Scotia. Häufig können wir auf geteerten Straßen kaum 45 km/h fahren. Es gibt Löcher von 50-70 cm Durchmesser und 5-10 cm Tiefe. Ich schätze, dass ist alles dem Frost im Winter geschuldet. Da wir Wasser brauchten, haben wir bei Bishop´s Falls einen Campground aufgesucht. Phillip, der Besitzer , hat sich sehr viel mit uns unterhalten und uns viele Tips für unsere Weiterreise über Neufundland gegeben. Elli hat mit Boomer einen tollen Spielkammerad gefunden, mit dem sie das ganze Gelände unsicher gemacht hat. Sie haben Hasen gejagd, und haben viel herum getollt. Die Wohnwägen hier waren riesig. 10 bis 12 m Länge ist hier normal. Sie liegen dann wie ein Sattelauflieger auf den normalen Pickups. Nach 2 Tagen ging es dann weiter..

Im Terra Nova Park, der erst am 16. May, wie übrigens alle Parks hier, erst geöffnet hat, haben wir abseits auf einem kleinen Parkplatz übernachtet. Nachts haben die Kojoten geheult, und am nächsten Tag sind wir zu unserer ersten Tour duch einen Nationalpark aufgebrochen.

Sabine ist sogar immer nur mit 3 m Abstand hinter mir gelaufen. Ihr war nicht ganz wohl... Wir haben mehrfach frische Spuren und Kot auf dem Wanderweg gefunden. Wir nehmen an, dass es Elche oder "etwas Hirschähnliches" war.

Auf dem Weg nach Cape St. Mary´s, ziehmlich im Süden, ging es wieder direkt an der Küste entlang. Wir besuchen den Vogelpark auf Cape St. Mary´s. Das war schon ein Highlight!

Es brüten dort ca. 30.000 Wasservögel, die sonst auf dem Meer in Florida, dem Golf von Mexiko und in Westafrika leben und nur im Frühjahr zum Brüten hier an Land kommen. Bei Sonne und stürmischem Wind sind wir von der Vogelwarte eine gute Stunde zum Cap gelaufen. Es war einmalig, wir konnten bis auf ca. 25 m an die Vögel herangehen und beobachten...

Es sind hauptsächlich Basstölpel (Spannweite bis 1,85 m), Trottellummen und Dreizehenmöven.

Es gibt hier unvorstellbar viele Kirchengebäude (mit den unterschiedlichsten christlichen Glaubensrichtungen), die alle sehr gepflegt, aber verschlossen sind. In manchen Orten haben wir bis zu drei un inmittelbarer Nähe nebeneinander gesehen.

Auch der Straßenbau funktioniert hier anders. Es wird auf die vorhandene Teerstraße eine 70 bis 100 cm dicke Schotterschicht aufgebracht, die verdichtet und anschließend neu geteert wird. Der Durchgangsverkehr geht während der gesamten Bauarbeiten, geregelt durch jeweils 2 Schilderhalter, immer mitten durch die Baustelle.

 

25. Mai 2018

 

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Am Freitag den 18. Mai sind wir in St. John´s mal wieder auf einen Campground gefahren. Hier haben wir Peter und Brigitte mit Terrier Oskar und ihrem MAN kennengelernt. Sie reisen seit mehreren Jahren und waren schon in Rußland, der Mongolei und haben ganz Vorderasien bereist.

Unter - www.donnerlaster.de - könnt Ihr mehr über sie erfahren.

Da Ihr MAN mit dem gleichen Schiff wie unser BiMo aus Hamburg ankam, hatten wir uns schon mal kurz beim Zoll und im Hafen gesehen. So wie es aussieht, werden wir die nächsten 3 Wochen die Etappe nach Labrador und den ganzen Labrador-Highway gemeinsam unter die Räder nehmen.

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Als wir uns bei einem Kaffee so unterhalten, hält plötzlich ein kanadisches Fernsehteam von ntv.ca neben uns. Sie sind total begeistert von unseren Fahrzeugen und unseren Reiseplänen. Nach einem kurzen Interview und einigen Aufnahmen von unseren Fahrzeugen reisen sie wieder ab. Der Bericht soll in den nächsten Tagen im canadischen Fernsehn ausgestrahlt werden.

Unsere Tour durch St. John´s, die Hauptstadt von Neufundland mit 100.000 Einwohnern, dauerte bis in den Nachmittag. In der Stadt selbst geht es nicht halb so turbulent zu, wie in Gelnhausen. Die Häuser sind extrem bunt und die Menschen, wie bisher überall, sehr freundlich und aufgeschlossen "uns Fremden" gegenüber.

Am nächsten Tag sind wir dann auf den "Signal Hill mit dem Cabot Tower" hoch gefahren. Von dort lag uns die ganze Stadt zu Füßen. Von diesem Punkt aus konnten früher die Schiffe mit entsprechenden Signalen in den Hafen gelotst werden. Mit fünf Kanonen konnte die komplette Hafeneinfahrt sehr zuverlässig geschützt werden, da sie meerseitig nicht unter Beschuß genommen werden konnten.

 

Dann ging es weiter zum Cape Spear, dem östlichsten Punkt Nordamerikas. Auch das war in der Vergangenheit ein sehr wichtiger Verteidigungs- und Signalpunkt für die Alliierten im 2. Weltkrieg. Bei unserer Ankunft auf dem Parkplatz stand plötzlich Patrick der Schwabe neben uns. Mit ihm hatten wir am nördlichsten Punkt des Cabot Trails, in Noca Scotia, zusammen einen Kaffee getrunken.

Es war auf dem Cap saukalt und stürmisch. Nach einem kurzen Rundgang ging es weiter nach Süden zum Mistaken Point.

Die Fahrt war sehr abwechslungsreich und es mußten die ersten längeren Schotterpisten bewältigt werden. Nachdem ich auf Anraten von Peter den Reifendruck weiter auf 6 bar vorne und 6,5 bar hinten reduziert hatte, war es auch deutlich angenehmer zu fahren. Am Mistaken Point (Leuchtturm) wurden damals die ersten Notrufsignale der Titanic empfangen. Der Leuchtturm und das Nebelhorn sind immer noch in Betrieb. Wenn es nicht so windig gewesen wäre, hätten wir hier sicher noch einen Tag drangehängt.

Auf der Westseite der Halbinsel ging es wieder Richtung Norden. Die Qualität der Straßen wechselte innerhalb weniger km von sehr gut auf sauschlecht. Aber das sind wir ja schon gwohnt...

Die Küste wird von atemberaubenden Felsformationen gebildet.

Durch den Sturm war das Meer sehr aufgewühlt, wir konnten uns an den Wellen kaum satt sehen...

 

Wir sind weiter Richtung Bonavista gefahren, und unsere Freunde haben das Cape St. Mary´s besucht. Unterwegs hatte uns im Supermarkt eine Verkäuferin erzählt, dass in Dildo am Samstag die ersten Wale gesichtet wurden. Da es nur 15 km Umweg bedeutete sind wir natürlich bei Regen und Sturm sofort hingefahren. Peter und Brigitte sind am Abend, auf Grund des stürmischen Wetters am Cap, wieder zu uns gestoßen.

Und dann war es so weit: Sabine hat beim Stricken die ersten Wale gehört und dann durch das Fenster gesehen! Peter hat sie fotografiert und ich habe sie hier veröffentlicht...

2 Wale sind mehrfach in der Bucht auf und ab geschwommen. Immer durch minutenlange Tauchgänge unterbrochen. Ich schätze sie waren 200 bis 300 m weg von uns. 3 weitere Wale zogen weiter draußen ihre Bahnen. Aber auch auf eine Distanz von ca. 2 km hat man das Ausblasen gehört und gesehen. Die beiden vor unserer Linse sind beim Auftauchen ziehmlich weit aus dem Wasser geschossen, aber es war nicht zu fotografieren...

Es war trotz des schlechten Wetters ein tolles Erlebnis.

 

Auf dem Weg nach Bonavista sind wir durch Schneetreiben bis in den Lockston Path Provincial Park gefahren. Hier haben wir uns 2 Tage vor dem stürmischen Wetter im Wald "versteckt". Wir konnten gut spazieren gehen, und die Hunde hatten auch ihren Spaß. Da niemand sonst da war konnten sie frei und  ungehindert herumtoben.

Während ich diesen Text schreibe (23.00), schneit es  draußen dicke Flocken, fast wie an Weihnachten... Mal schauen wie es morgen bei Tageslicht aussieht.

Wir hatten am nächsten Tag 5 cm Neuschnee...

 

2. Juni 2018

 

Bei recht kaltem und stürmischem Wetter ging es in Elliston zum Puffin-Felsen. Den Vögeln könnte man stundenlang zusehen. Auf dem Bild in der ersten Reihe rechts sind nicht deren Eier zu sehen, sondern Steine...

Wir haben unzählige Bilder mit dem Tele gemacht, um die Puffins im Flug aufzunehmen, es war fast unmöglich...

In den alten Felsenkellern, die teilweise 200 Jahre alt sind, wird heute noch Gemüse für den Winter eingelagert. Nach der ersten Tür kommt ein 3-4 m langer enger Gang, bevor sich hinter der nächsten Tür der Lagerraum befindet . Ich schätze ca 4x5 m groß, und knapp 1,80 m hoch.

 

 

Kurz vor Bonavista sind wir fast Offroad auf die Dungeon - Felsformation gestoßen. Am Lighthouse selbst hat es uns nicht sonderlich gefallen... Aber wir haben hier unseren ersten Eisberg gesehen, der wenige Minuten später im Nebel verschwand. Unseren Schlafplatz im "Irgendwo" war der Hit, obwohl es sehr stürmich war.

Bonavista hatte außer Wind und Kälte für uns nichts weiter zu bieten. Also haben wir den Bäcker, den uns Patrick vor 2 Wochen empfohlen hatte, gesucht. Bei ihm haben wir uns mit frischem Brot eingedeckt, und können die Aussage bestätigen, dass hier das Beste Brot in Neufundland gebacken wird! Die Aussicht von der Terasse über unsere WoMo´s in die Bucht war traumhaft...

 

Unterwegs müssen wir fast täglich einmal für ein köstliches Softeis anhalten!

Kurz vor dem Terra Nova Park haben wir unser erstes Moos (Elch) gesehen! Sie sollten uns von da an häufiger über den Weg laufen.

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Im Terra Nova Park lernten wir Bernd&Claudia mit ihrem Landy kennen.

Sie sind schon länger unterwegs: Vom Bodensee gestartet, über die Mongolei nach Indien wollen sie in 2-3 Jahren einmal um die ganze Welt reisen...

Mehr erfahrt ihr unter

www.bodensee-overlander.de

Eine tolle tolle Website mit vielen Informationen!

Im Laufe des Nachmittages stellte sich dann heraus, dass Henrik und ich schon mehrmals ihre Website besucht haben.

 

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Am nächsten Morgen half mir Bernd "für ein Bier" meinen Drucker zu installieren, was ich schon mehrfach vergeblich versucht hatte...

Den Höhepunkt des Tages erlebten wir dann am Abend nach dem Grillen, als wir schon beim Aufräumen waren. Ich fragte Sabine, wann sie mir endlich die Haare schneiden will, da wir in den nächsten Tagen auf den Labrador Highway gehen, und uns 2-3 Wochen in der Einsamkeit aufhalten werden...

Da eröffnete uns Bernd, dass Claudia eine gelernte Friseurin sei. Erstmal kurzes Gelächter, dann holte sie ihr "Besteck" und es war klar, dass ich mir dieses Mal lieber von ihr die Haare schneiden ließ. Zum großen Erstaunen aller zauberte plötzlich Brigitte noch einen Frisierumhang aus dem MAN, den sie irgendwann auf einer Reise günstig erstanden hatte.

Der "Schnitt" wurde kurz abgestimmt, und dann gings los.

Claudia nutzte unsere Maschine und erklärte Sabine genau wie sie zukünftig verfahren soll, da nicht sicher ist, ob sich unsere Wege für den nächsten Termin in 6-7 Wochen wieder kreuzen...

Die Feinheiten erledigte sie mit ihrem eigenen "Geschirr".

Bei Brigitte mussten danach die Spitzen geschnitten, und bei Peter kam noch ein Komplettfrisur dazu.

Danke Claudia!

Es war eine tolles Erlebnis "Friseur-Termin in der Wildnis"!

 

 

Seit Freitagnachmittag macht der MAN Probleme. Das Lager der Wasserpumpe bzw. die ganze Pumpe scheint defekt zu ein. Wir stehen übers WE bei Deer Lake auf dem Gelände einer LKW-Werkstatt. Die benötigten Ersatzteile sind bereits geklärt. Am Montag erfahren wir wie schnell sie über den "großen Teich" kommen bzw. ob sie in Canada beschaffbar sind.

Ich nutze die Zeit, um mir hinten über dem Ersatzrad einen Träger zu bauen, der unsere "Miele" sowie eine Kiste mit Utensilien, die im Stauraum immer im Weg sind, außen aufzubewaren.

 

15. Juni

 

Leider hatten wir seit dem 6. Juni kein vernünftiges Internet um zeitnah zu berichten.

 

Als die Ersatzteilbeschaffung für Peters MAN am Montag, 4.Juni,  geklärt war, sind wir für ein paar Tage alleine weitergefahren. Peter ist am Mittwoch nach Halifax geflogen und hat die Wasserpumpe, die ein anderer Reisender (Internetbekanntschaft) aus Deutschland mitgebracht hat, abgeholt. Am Mittwochmittag waren sie wieder auf der Piste.

 

Wir sind von Deer Lake nach Trout River zu den Tafelbergen gefahren. Eine wunderschöne Landschaft, und immer wieder Elche an der Straße...

 

Anschließend ging es weiter in den Gross Morne Nationalpark. Hier haben wir eine Wanderung, in Amerika Trail genannt,  zum Western Brook Pond gemacht. Heute ein See, früher ein tief ins Landesinnere eingeschnittener Fjord.

 Der riesige Silverstream stand am Parkplatz des Western Brook Pond neben uns. "Man braucht zu zweit mit Hund etwas Comfort, wenn man länger unterwegs ist", erzählte mir der Besitzer. 10 m lang, 4,5 to schwer...

 

Weiter, direkt an der Küste entlang, ging es zum Fährhafen Richtung St. Barbe. Bei Arche Point haben wir wieder einen tollen Stellplatz bei einem riesigen Felsen mit 2 Löchern gefunden.

 

Bei Bird Cove, kurz vor der Fähre, war es dann endlich soweit: Wir haben die ersten Eisberge aus der Nähe gesehen!!!

Der größte dürfte so 20 m hoch gewesen sein. Die ganze Bucht war voll mit größeren und kleineren Abbruchstücken. Sabine hat einen dieser Brocken als "Kakadu" und einen als "Seepferdchen" erkannt...

Für Elli hat sie Eis geholt, gewartet bis es geschmolzen ist, und es ihr in den nächsten Tagen als Trinkwasser serviert. Elli war begeistert davon...

Wir konnten ca. 800 m am Strand entlang bis zu den Eisbergen hin fahren, und haben da die Nacht verbracht. Am nächsten Morgen ist der große dann "unbemerkt" hinter meinem Rücken umgekippt.

 

Die Überfahrt am 8. Juni von St. Barbe (Neufundland) nach Blanc Sablon (Labrador) auf einem sehr "alten Kahn" war auch recht spektagulär. Wegen Treibeis konnten wir das letzte Stück nur sehr langsam fahren. Der Kapitän kündigte eine Verspätung von ca. einer Stunde an, und beruhigte die Passagiere... aber das hat der Kapitän damals auf der Titanic auch getan!!!

Im Hafen von Blanc Sablon lagen die Fischerboote wegen des harten Winters noch immer im Trockenen.

 

Am Nachmittag erwischten auch Peter&Brigitte gerade noch die letzte Fähre des Tages. Nach einem Wiedersehenkaffee nahmen wir wieder gemeinsam die 500 km Schotterpiste von Red Bay bis Happy Valley-Goos Bay in Angriff....

In Red Bay haben wir Dave und Theresa aus Calgary mit ihrem Pickup kennengelernt. Kurzerhand haben wir beschlossen gemeinsam mit ihnen zum Abendessen zu gehen. Die beiden gaben uns viele Tips, was wir uns unbedingt ansehen sollen. Sie sind noch bis Ende August unterwegs, und haben uns eingeladen sie in Calgary auf jeden Fall zu besuchen. Wir versuchen natürlich das einzuplanen.

 

Als wir das Lokal verließen, wurden wir wiedereinmal von einem einheimischen Gast auf unser Interview im canadischen Fernseh und einen Radiobericht über uns angesprochen, die er während der Arbeit als Straßenbauarbeiter gehört hatte.

 

Die Schotterpiste ließ sich relativ gut befahren. Mit 50 bis 60 Km/h "rauschten" wir durch die Einsamkeit. Nur gebremst durch Baustellen und BÄREN!

Das war ein weiteres Highlight auf unserer bisherigen Reise. Der erste, ein echt großes Tier, ist relativ schnell im Wald verschwunden. Der zweite hat es anscheinend genossen, fotografiert zu werden. Er possierte 10 min, nur ca. 3-4 m vom BiMo weg, am Straßenrand.

Große LKW´s donnern immer wieder mit mindestens 80 km/h an uns vorbei. Aber jeder, der uns auf dieser Piste begegnete, winkte und grüßte freundlich.

Geschlafen haben wir in Steinbrüchen am Straßenrand, die den Unterbau für die Straße geliefert haben. Wege oder Stellplätze, um etwas von dem Highway abzufahren gab es nicht.

 

In Churchhill Falls haben wir einen längeren Stop in der "Stadt" gemacht. Hier leben etwa 600 Einwohner, die alle im Wasserkraftwerk, eines der größten auf der Welt, arbeiten. Die Stadt ist organisiert wie ein riesiges Camp. Die Häuser werden bereitgestellt, soziale Einrichtungen usw. werden von der Kraftwerksgesellschaft gemanagt. Geht einer in Rente, hat er 3 Monate Zeit den Ort zu verlassen...

Wir haben die Gelegenheit genutzt, und eine tolle Besichtungstour durch das Kraftwerk gemacht. Es ging per Aufzug 1000 Fuß (ca. 350 m) nach unten. In riesigen Felshallen, so groß wie zwei Fußballfelder, sind die Turbinen und Generatoren untergebracht. Fotos durften wir leider nicht machen...

 

Die Bärenfalle, mit einem großen Fleischköder bestückt, stand 100 m von unserem Stellplatz an der Arena. Wir wurden am Abend mehrfach von vorbeifahrenden Einwohnern darauf hingewiesen, dass hier in den letzten Tagen immer wieder 2 Bären aufgetaucht seien, die man fangen will...

Die letzen beiden Bilder zeigen die Brücke und das leere Flußbett des Churchhill Rivers. Erst 10 km weiter kommt das Wasser nach dem Kraftwerk wieder zurück ins ursprüngliche Flußbett.

 

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Am Nachmittag sind Herbert&Sabine auf den Stellplatz "An der Arena" gefahren. Wir haben in der warmen Sonne und bei einigen Bieren die Erfahrungen der letzten Wochen ausgetauscht.

Mehr über die Beiden erfahrt ihr unter www.her-bee-mobil.de.

 

 

 

 

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Unser nächster Stopp war in  Labrador City, der Hauptstadt von Labrador mit ca. 6.000 Einwohner. Hier wurden wir an der Touristeninformation wieder mehrfach fotografiert und gefragt, ob sie uns mit den Fahrzeugen auf ihrer Facebookseite von Labrador City veröffentlichen dürfen. Unter Gateway Labrador findet ihr den Eintrag. Ich nutze kein Facebook, kann es also nicht überprüfen...

Ansonsten hat Labrador City nichts weiter zu bieten.

Allerdings möchte ich noch über etwas sehr erstaunliches berichten. Im Postamt von Fermont, 3 km hinter der Grenze Labrador/Quebec, hatten wir dort noch ein kurioses Erlebnis: Die Dame sprach kein Wort Englisch!!! Mehrere Kanadier haben uns später dazu erzählt, dass die Menschen in Quebec, dem französichen Teil Canadas, "sehr stolz seien", und dass häufig damit ausdrücken, dass sie nur französich sprechen... Auch an allen Sehenswürdigkeiten in Quebec sind die Tafeln und Schilder nur in französich beschriftet, während sie in Nova Scotia, Neufundland und Labrador immer zweisprachig ausgeführt waren. Mir kam das aus Europa irgendwie bekannt vor.

 

Die Seen sind noch teilweise zugefroren und die Campingplätze haben hier noch alle geschlossen. Die Wohnwagenbesitzer fangen gerade an Ihre Plätze herzurichten. Quads, Fahrräder, Generatoren usw. werden mit Pickups hergebracht. Sie erzählten uns, dass vor einer Woche noch 50 cm Schnee lagen.

 

Von der Eisschicht auf dem See sind nur noch kleine Platten zu sehen. Wenn man die Eisplatten anhebt, zerfallen sie in viele einzelne "Stäbchen".

 

22. Juni

 

In Fermont, ca. 30 km nach Labrador City und schon wieder in Quebec, wollten wir ein Erzbergwerk besuchen, aber dafür hätten wir 2 Tage warten müssen. Also ging es weiter...

Auf dem Weg weiter nach Süden ging es fast 50 km entlang des enorm großen Erztagebaugebietes. Ein riesiges "Becken" mit feinem roten Schlamm, der wohl bei der Erzgewinnung entsteht, zog sich entlang der Straße nach der "Fabrik". Das Erz selbst wird als feines Mahlgut von hier mit der Bahn zum St. Lorenzstrom an die Küste gebracht.

 

Die Landschaft ging danach auf wenigen Kilometern von großen Ebenen, mit dichtem Nadelbaum-bewuchs, zu schönen geschwungenen Hügel mit Flußtälern und Mischwald mit üppigem Grün über.

Direkt am Labradorhighway liegt der MANIC-5-Dam. Er ist  der größte bogengestützte Staudam der Welt. Höhe 214 m.

Uns schien er aber ziemlich leer zu sein. Als wir unten an der Staumauer ankamen, konnte man sehen, dass hier in großem Stil an der Verstärkung der Mauer am Fuß des Dames gearbeitet wurde.

 

Eine kleine Reparatur am Unterfahrschutz hat mich mehrere Stunden beschäftigt. Wahrscheinlich hat er hinten rechts mal aufgesetzt. Jetzt habe ich ihn hochgestellt, damit das nicht mehr passieren kann.

 

Moskitos hatten wir auch ein paar, aber dafür sind wir gerüstet.

Die Straßen bis zum St. Lorenz Strom waren in relativ gutem Zustand. Wir haben die Strecke von ca. 500 km in 2 Tagesetappen gemeistert.

 

Dann ging es es ans Abschied nehmen. Peter&Brigitte sind nach New Brunswick weitergefahren, das in  den Reiseführern als sehr schön beschrieben wird. Für uns hätte das allerdings mindestens weitere 1-2 Wochen bedeutet, die uns am Ende eventuell in Alsaka fehlen. Denn spätestens Mitte September sollten wir wieder in der Nähe von Whitehorse sein, sonst holt uns dort eventuell schon der Winter ein...

Wir hoffen sehr, dass wir uns im Herbst in West-Canada wieder treffen werden.

Abendspaziergang in Baie-Comeau. Im Hintergrund eine riesige Papierfabrik...

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Fazit unserer 1. Etappe:

 

Nach 8 Wochen und ca. 6.000 km können wir sagen: Alles richtig gemacht!

 

Unser Reisealltag wird immer mehr zur Routine. Es ist fast wie daheim:

 

Ca. 8.30 ausgiebig frühstücken  -  Planung für den Tag bzw. die nächsten Tage besprechen  -  Fahrzeug checken  -  Kabine reinigen  -  Fahren  -  Mittagessen  -  Fahren  -  schönen Platz für den Nachmittagskaffee suchen, an dem wir auch manchmal zum Übernachten bleiben  -  Abendessen und  ab 21.30 auf den nächsten Tag vorbereiten  -  zwischendurch mit den Kindern telefonieren  -  Lebensmittel einkaufen  -  Toilette leeren  -  Frischwasser besorgen  -  Dinge reparieren und optimieren  -  und natürlich viel viel sehen und erleben.

 

Wir werden jetzt weiter zu den Niagarafällen fahren und danach relativ flott über Boyne City (Michigan See), wo wir ein Päckchen aus der Heimat erwarten, bis nach Thunderbay fahren.

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Weiter gehts mit Etappe 2...